Mein Leben als schwarze, feministische Metallerin

von Keidra Chaney

Ich weiß nicht genau, wann oder wie es passierte, aber an einem bestimmten Punkt in meiner Kindheit fing ich an zu glauben, dass ich ein weißer Typ sei, gefangen im Körper eines schwarzen Mädchens. Und zwar nicht nur irgendein weißer Typ, sondern der Gitarrist einer Heavy Metal Band.

Ok, hört auf zu lachen. Das ist kein Witz. Ich bin schwarz, ich bin weiblich, ich bin Metalfan. Und wie gesagt, ich kann mir wirklich nicht erklären, wie das passieren konnte.

Vielleicht, weil ich in den Achtzigern aufgewachsen bin und durch das Chicagoer MTV-Äquivalent eine permanente Dröhnung von Ratt-Videos abbekommen habe. Vielleicht lag es auch daran, dass ich in der Zeit pubertiert habe, als Heavy Metal in der Öffentlichkeit als das Sprachrohr aller zornigen, männlichen, weißen Teenager wahrgenommen wurde. Sicher, als Zehnjährige war ich weder weiß noch männlich noch besonders zornig – aber ich spürte die Energie der E-Gitarren, der unerbittlich hämmernden Drums und der growlenden Vocals. Damals schon wusste ich, dass Heavy Metal Power war, und diese Power fand ich unwiderstehlich.

Während der nächsten Jahre nahm ich mein Metal-Schicksal einfach an. Mir war meine Liebe zum Metal nicht unbedingt peinlich (bis auf die zum Hair Metal vielleicht…), ich konnte sie den meisten Leuten nur nicht erklären. Metal wird immer und für alle Zeit das Stiefkind des Rock sein – schlecht gemacht, verleumdet und missverstanden. Anständige Rockfans und -kritiker lehnen Metal als zu simpel und pubertär ab; Konservative verdammen Metal als „Musik des Teufels“. Und für viele Schwarze sind Metaller einfach nur ein Haufen irrer, kreischender Weißer, was eigentlich genauso schlimm ist. Sogar meine große Schwester, deren Musikgeschmack geradezu wahllos ist (Barry Manilow!), fühlte sich nicht besonders metal, falls ihr wisst was ich meine.

Aber in den frühen 80ern gab es tatsächlich ein paar Kids in da hood, die Metal hörten. Das Radio war damals noch nicht so stark nach Sparten separiert wie heute, aber HipHop existierte weder für MTV noch für die Produzenten der Myriade von lokalen oder regionalen Musikvideo-Shows, die damals ausgestrahlt wurden. Aber wir kannten Quiet Riot und Poison, die tragenden Säulen des Pop-Metal. Später, als HipHop erwachsener wurde und viele meiner Freunde aus Mötley Crüe raus- und in Boogie Down Productions und NWA reinwuchsen, entdeckte ich dagegen durch das Kabelfernsehen meine Faszination für Megadeth, Anthrax und Queensryche.

Am Anfang verheimlichte ich meine Liebe zum Metal allerdings schon, um bei meinen Freunden nicht als Freak zu gelten. Also schmuggelte ich nur heimlich ab und zu ein paar Metallica-Songs auf meine Salt’N’Pepa & Digital Undergroud Mixtapes. Schließlich weiß jeder, dass „normale“ Schwarze keinen Metal hören. Eine schwarze Metallerin macht für die meisten Leute genauso viel oder wenig Sinn wie entkoffeinierter Kaffee. Und das galt besonders in einer Zeit, als HipHop als Genre noch enge Verbindungen zu den kulturellen Erfahrungen der schwarzen Gemeinschaft hatte – das „schwarze CNN“, wie Chuck D. einmal sagte. Was konnte es also sein, das den Metal für mich so anziehend machte, wo er doch weder mit meiner eigenen Lebenserfahrung noch mit meiner kulturellen Identität in irgendeiner Weise in Verbindung stand?

Und doch, ich denke, dass es gerade dieser Widerspruch war, der mich so interessierte. Heavy Metal war so radikal anders als die Musik, mit der ich aufgewachsen war, dass er mir die Möglichkeit gab, mich selbst neu zu erfinden; mich als jemand anderen wahrzunehmen als den linkischen, unbeholfenen Fast-Teenager der ich sonst war: Jemand der lauter, gemeiner war, der sich von niemandem ans Bein pinkeln ließ und einen Scheiß auf Regeln gab. Selbst wenn sich mein aufkeimendes schwarzes Feministinnen-Ich bestärkt fühlte, wenn Queen Latifah und Monie Love bei Yo! MTV Raps 1989 „Ladies first“ performten, gab es noch einen anderen Teil von mir, der jeden Samstag im Keller heimlich Headbangers Ball guckte und von zu Hause ausreißen wollte, um Roadie bei Metallica zu werden.

So ging es ein paar Jahre lang – ich führte ein Doppelleben, tagsüber als gewöhnliches Highschool-Kid, nachts als hart rockender Metalhead – aber ich fühlte mich ziemlich einsam. Auf meiner lutherischen High School war es nicht besonders einfach andere metalbegeisterte Kids zu finden, und wo sollte man schon hingehen, um Sistas oder Brothas mit einer geheimen Vorliebe für Metal zu suchen? In einer Zeit, in der es noch kein Internet gab?! Setzt man eine Anzeige in die Zeitung („Ich, Metalfan (w/schwarz,) suche andere wie mich zum abhängen“)? Gründet man eine Selbsthilfegruppe im örtlichen Jugendzentrum?

Im zweiten Jahr auf der Highschool hatte ich immerhin ein paar verwandte Seelen gefunden. Meine Freundin Nicole lernte ich kennen, als sie auf dem Weg zum Englischunterricht eine Ecke von Metal Edge erspähte, die aus meinem Collegeblock hervolugte. „Du liest Metal Edge?“ fragte sie geschockt. Ich machte mich bereit zum Gefecht – ein ganzes Halbjahr lang hatte ich schon den Spott meiner Mitschüler ertragen müssen, nachdem ich mich als Metalhead geoutet hatte – aber sie rief nur „Ich auch!“. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

Es war cool, endlich Leute zu finden, die dieselbe musikalische und kulturelle Sprache wie ich sprachen, Mädels, die Essence und RIP lasen , und die im selben Gespräch über das neue Slayer-Video und die Vor- und Nachteile von permanenter Haarglättung reden konnten. Ich fühlte mich bestätigt – auch wenn meine Mutter dachte, dass ich entweder dabei war, den Verstand zu verlieren oder an den verspäteten Folgen einer Kopfverletzung aus meiner Kindheit litt, während meine Mitschüler mir wahlweise unterstellten, dass ich meine Identität als Schwarze verraten oder mit dem Satanismus flirten würde.

Schließlich begann ich es zu schätzen, dass die Kombination von schwarzem Nagellack, fetten Springerstiefeln  und Faith No More-T-Shirts sowohl dazu geeignet waren, meine Familie zu verwirren als auch meine Mitschüler in Angst und Schrecken zu versetzen. Anstatt wenigstens zu versuchen, die Leute von mir und dem Metal zu überzeugen, legte ich es nun darauf an, sie vor den Kopf zu stoßen. Meine Freunde und ich trugen unseren Status als Metaller wie hart verdiente Orden. Aus dem einen oder anderen Grund fühlten wir uns alle als Außenseiter, und daher war es kein Zufall, dass wir uns alle von einer Musik angezogen fühlten, die aus Abweichung eine Quelle des Stolzes machte und die uns als Schutzschild gegen Zurückweisung oder Spott diente.

Dieses Gefühl von Rebellion, diese selbst gewählte Distanz zur „normalen“ Gesellschaft macht einen großen Teil der Anziehungskraft des Metal aus. In ihrer Studie aus dem Jahre 1991, „Heavy Metal: A Cultural Sociology“  findet Deena Weinstein für Metalheads die sehr passende Bezeichnung „proud pariahs“, stolze Ausgestoßene. Metal ist noch nie besonders trendy gewesen, selbst in seiner Blütezeit nicht, aber eben dieses Element des Außenseitertums trägt viel zum Reiz des Metals bei. In einem Telefoninterview erzählte sie mir „Manche Leute zieht es in Musikszenen, die nicht besonders populär sind, so wie Heavy Metal, weil sie sich von anderen abgrenzen wollen. Es ist ganz logisch, dass man sich von so etwas angezogen fühlt. Teenager benutzen Musik, um sich von ihren Eltern und ihrer Erziehung zu distanzieren.“

Das kann ich akzeptieren. Aber es ist noch mehr dabei – ein Gefühl von Kameradschaft und Akzeptanz, das man so nur unter Metalfans findet. (Ok, und vielleicht noch bei den Deadheads). Eine Loyalität, die an Besessenheit grenzt: Wir kennen jedes Wort von jedem Song auf jedem Album unserer Lieblingsband, wir tragen unsere Tourshirts, bis sie buchstäblich auseinanderfallen, wir sehen unsere Helden auf Dutzenden von Konzerten, wir geben Hunderte für Bootlegs und Import-LPs aus, selbst wenn wir nicht mal einen Plattenspieler besitzen. Meine Freundin Christina beschrieb es einmal so: „Der Respekt, den Bands vor ihren Fans haben, den die Fans füreinander haben – wenn du die Musik liebst, wenn du es ernst meinst, bist du dabei. Es ist wie eine große Familie.“

Aber wenn die Metalgemeinde eine große Familie sein sollte, fühlte ich mich oft wie eine sehr weit entfernte Verwandte. Obwohl mich das Outsider-Image der Musik zunächst anzog, war es doch ziemlich schwierig, meinen eigenen, doppelten Outsider-Status zu vergessen, wenn ich auf Konzerten war, wo die Typen mit dem Finger auf mich und meine Metalclique zeigten und uns angafften, als wären wir nicht einfach ein paar schwarze Mädels, sondern Außerirdische. Und die schwarzen Gesichter in der Menge konnte ich an einer Hand abzählen. Aber wenn die Lichter ausgingen und die Band auf die Bühne kam bangten und moshten und gröhlten wir die Texte mit. Die Musik übernahm die Kontrolle, und wir alle waren durch die Liebe zum Metal miteinander verbunden, wenn auch nur für ein paar Stunden.

Klar, genauso wie in allen Subgenres des Rock müssen weibliche Fans den Balanceakt zwischen seufzender Teenager-Hingabe und eisenharter Fan-Loyalität schaffen. Viele Frauen begeistern und identifizieren sich genauso mit der Musik und den Musikern wie männliche Fans, projizieren allerdings gleichzeitig auch sehr mädchen-typische Wüsche und Sehnsüchte auf die aggressive Atmosphäre des Metals. Wir wollen tough sein, wir wollen unseren Helden nacheifern und eine eigene Band gründen – aber, ja verdammt, wir fantasieren auch darüber, mit den Bands abzuhängen, mit ihnen zu gehen und mit ihnen zu schlafen.

Weibliche Fans fanden verschiedene Wege, um miteinander in Verbindung zu treten: als Brieffreundinnen, beim Quatschen auf dem Klo bei Metalkonzerten, in Plattenläden, wo auch immer. Wir hatten sogar unser eigenes Magazin, das bereits erwähnte Metal Edge. In den späten 80ern und frühen 90ern bot Metal Edge eine seltsame Mischung aus Kerrang und Tiger Beat: Hochglanz-PinUps und wandgroße Poster neben Werbung für Lernvideos wie „Gitarre spielen wie Yngwee Malmsteen!“ und Kleinanzeigen von Musikern auf der Suche nach Bandmitgliedern. Metal Edge nannte sich selber nie explizit ein Metal-Magazin für Mädchen, aber Gary Miller, der langjährige Chefredakteur, hatte ein unheimliches Gespür dafür, was junge weibliche Metallerinnen wollten. Eine meiner Lieblingsrubriken war „When they were young“: Drei Seiten voller alberner Baby- und Jahrbuchfotos von zweitklassigen Pop Metal Bands. „Daran konnte man sehen, dass Metal Edge wirklich für Mädchen gedacht war“, erinnert sich Christina. „Kein Kerl würde sich dafür interessieren, wie die Typen von Slaughter als Babys ausgesehen haben.“

Nutzte Metal Edge also unsere sehr widersprüchlichen Wünsche aus? Kann sein. Aber das Magazin war auch eins der wenigen Foren, wo wir Metallerinnen in unseren  Groupiefantasien schwelgen und von eigenen Bands träumen konnten, ohne unsere Glaubwürdigkeit als Fans zu verlieren. Metal Edge verkörperte genau den Status von Frauen im Metal: Eine Subkultur innerhalb einer Subkultur, ohne innerhalb derselben unterdrückt zu werden.

Als ich auf’s College ging, hatte ich begonnen, meine eigene Identität und meine Überzeugungen mit meiner Vorliebe für Metal auszusöhnen, aber es war trotzdem schwer, diese Ambivalenz auszuhalten.Wenn es schon wie ein Widerspruch klingt zu sagen, dass ich Metallerin und Feministin bin, scheint es noch ein viel größerer Widerspruch zu sein, dass ich ein gerade durch Metal zur Feministin geworden bin – eben auch weil es zum feministischen Grundwissen gehört, dass der einzige Platz in Musik, an dem Frauen nicht ausgeschlossen oder unterdrückt werden, bei andern Frauen ist, die Musik von Frauen für Frauen spielen.

Aber Metal gab mir Kraft! Weil die Musik so weit weg von meinem eigenen Leben war, gab es darin keine Vorschriften oder Klischees wer und wie ich – als schwarze Frau –  zu sein hatte. Wenn ich Metallica oder Corrosion of Conformity hörte war ich keine bitch, keine ho oder irgendein anonymer wackelnder Arsch in einem Video. Ich war keine Frau, die von irgendeinem Popstar-Traummann gerettet werden musste. Ich war  bloß jemand, der sich auf der Highschool fehl am Platz fühlte und irgendwo hingehören wollte.

Bands wie Living Colour und Sepultura gingen noch einen Schritt weiter, indem sie ihrer Musik einen stark antirassistischen und politischen Hintergrund gaben. Solche Bands halfen mir schließlich dabei, mein Fan-Sein mit meinen persönlichen Idealen zu verknüpfen, und im Gegenzug begann ich damit, Songs kritischer zu hören. Ich weigerte mich, Bands mit rassistischen, sexistischen oder homophoben Texten zu unterstützen und schrieb wütende Leserbriefe, wenn ein Metal-Magazin rassistische Kommentare riss. Was besonders wichtig war: Mit Metal als emotionalem Ventil fühlte ich mich gewappnet, um meine Identität als schwarze Frau und Feministin auszuloten und auch daraus wieder Stärke zu ziehen.

Während ich das hier schreibe wird mir eigentlich erst bewusst, wie lange es schon her ist, dass ich den Metal für mich entdeckt habe. Ich bin jetzt 26 – also schon mein halbes Leben. Metal hat jetzt vielleicht nicht mehr den gleichen Stellenwert für mich wie damals, als ich 13 war; ich versuche, musikalisch auf dem neusten Stand zu bleiben und gehe ab und zu immer noch auf Konzerte, aber ich stecke nicht besonders tief in der Szene. Vielleicht liegt es daran, dass ich älter werde; ich habe ein größeres Verständnis für meine eigene Identität und brauche die Musik oder das Fan-Sein nicht mehr, um meine Gefühle auszudrücken oder um Gemeinschaft zu erfahren. Vielleicht liegt es auch daran, dass mir die Musik heute nicht mehr das Gleiche gibt. Ich nehme zwar wahr, dass es junge Brothas und Sistas gibt, die Fans von neueren Bands wie Sevendust oder Kittie sind, und ich kann die Verbundenheit nachvollziehen, die sie zu diesen Bands fühlen, auch wenn ich sie nicht teile. Ich frage mich nur, ob sich diese Kids auch mit den Widersprüchen von race und gender auseinandersetzen. Ob sie auch das Gefühl haben, sich vor ihren Familien und Freunden für ihren Musikgeschmack rechtfertigen zu müssen, oder ob sie versuchen, ihn zu verbergen. Und ich frage mich, ob sie sich über solche Dinge überhaupt noch Gedanken machen.

In vieler Hinsicht ist das Leben als Musikfan sehr viel vielschichtiger geworden als zu meiner Teenagerzeit. Teilweise haben wir es auch MTV zu verdanken, dass Kids aus unterschiedlichen Rassen und Ethnien mehr Musik gemeinsam haben als noch vor zehn Jahren. Es ist nichts Ungewöhnliches mehr, dass ein schwarzes oder Mischlingskind sich bei Total Request Live vollkommen unbefangen ein Stück von Papa Roach wünscht.

Zudem hat HipHop den Rock als  Soundtrack für pubertäre Rebellion für Kinder aller Hautfarben inzwischen so ziemlich verdrängt. Aber während es bei weißen Typen inzwischen total im Trend ist, sich bei HipHop zu bedienen (man denke nur an Fred Durst!) heißt das nicht, dass es auch ein Äquivalent von schwarzem, weiblichem Rock gibt. In den letzten 15 Jahren gab es mit den schwarzen Rockern von Living Colour und Fishbone und auch mit Bands mit einem gemischt-ethnischen Line-Up wie Sevendust oder Rage Against the Machine zwar einige Bands, die bei der Überbrückung des ethnischen Grabens im Rock große Fortschritte gemacht haben. Aber weder MTV noch die Musikradios (und das schließt auch die schwarzen Stationen mit ein) können etwas mit Künstlern anfangen, die in  keine Schublade passen, wie Me’shell Ndegéocello oder die black-female-fronte Rocker von Skunk Anansie. Statt also die Herausforderung anzunehmen, den “Black Rock“ für sich zu entdecken, ignorieren die Mainstream-Medien ihn größtenteils weiterhin.

In der 1999 erschienen soziologischen Studie und Interview-Goldgrube Frock Rock: Women Performing Popular Music, spricht Skunks Anansies Fronterin Skin über das Aufwachsen als schwarzer, weiblicher Rockfan: „Es war Musik die sich sehr von der unterschied, mit der ich groß geworden bin. Ich hab meine Begeisterung zu ihr aber mehr oder weniger versteckt. (…) Es gab nie jemanden, dem ich ähneln wollte, weil sie so verschieden von mir waren, dass ich mich nicht mit ihnen identifizierte. Ich identifizierte mich auf einem musikalischen Level, aber was das Aussehen, die Looks oder irgendwas in der Richtung angeht, waren sie mir völlig fremd.“

Selbst heute noch haben wir Sistas in Rock kein prominentes Vorbild, an dem wir uns orientieren könnten. Als Musiker oder Fan am Rock teilzuhaben ist immer noch eine ziemlich subversive Sache für schwarze Frauen – eigentlich gilt das für alle Schwarzen. Ich hoffe, dass die Musikindustrie irgendwann die Eier und das Gespür haben wird, schwarzen Rock zu unterstützen, und dass junge Frauen, die härter klingen wollen als Tracy Chapman, in der Lage sein werden, dieselbe gefühlsmäßige Verbundenheit zu finden wie ich, und darüber hinaus noch etwas mehr – das Gefühl, musikalisch, kulturell und politisch repräsentiert zu sein. Aber im Moment gebe ich mich mit den raren, kostbaren Momenten zufrieden, wenn ich z.B. auf der Straße ein Mädchen sehe, das zum Afro ein Korn T-Shirt kombiniert. Dann werde ich daran erinnert, dass es immer noch welche wie mich gibt, die die engen Begriffe von dem sprengen, was gemeinhin als „schwarze Musik“ oder als „weibliche Musik“ gilt. Und einige von uns tragen aktiv dazu bei, Rassismus und Sexismus in der Musikindustrie und in der Fankultur zu bekämpfen, etwa indem sie Fanzines herausgeben, Websites machen und schwarze Bands unterstützen.

Auf jeden Fall kann man die Leute ganz schön durcheinander bringen, wenn man ihr Bild vom „normalen“ Metal Fan auf den Kopf stellt. Das allein ist schon ein kleiner Sieg, und es macht außerdem verdammt viel Spaß.

Übersetzung: Uli

Zuerst erschienen in: Bitch Magazine, Issue 14, Summer 2001

 

Keidra Chaney lebt in Chicago. Sie ist Musik- und Kulturjournalistin und Expertin für Kommunikation und Social Media. Nach ein paar Jahren auf Abwegen hat sie wieder zum Metal zurückgefunden – als Journalistin, als Musikerin und vor allem als Fan.

Tagged with →  
Share →

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.